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OMNIA Nr. 7

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August 2017 - Ausgabe

August 2017 - Ausgabe #07 ANZEIGE zwei Weltanschauungen zu verbinden und dennoch den eigenen Weg zu gehen. Ihre erste Tochter wurde zu Vollmond geboren. Den Namen Tamia (Quechua: Regen — der Segen des Himmels) Fee, erhielten sie vorher in einer Zeremonie. „Am Abend bevor die Wehen kamen, war ich noch am Fluss, der Vollmond war am Himmel und sie sagte mir: ‚Jetzt bin ich bereit, Mama.‘ Und als sie da war, fiel der Regen. Dieses Ereignis hat mich tief berührt: Sie war ein Mädchen, sie war zu Vollmond geboren, Wasser fiel vom Himmel. Die Geburt war so einfach und schnell – im Vergleich zu meiner ersten –, dass mich diese starke Verbindung des Gebärens, der Gebärmutter, des Mondes und des Wassers auf einer ganz tiefen Ebene berührt hat. Und daraufhin habe ich mich auf den Weg gemacht ...“ Neben der schamanischen Schulung mit Jaime im Alltag zeigten sich Chameli Ardagh und Miranda Gray als Lehrerinnen für das Erwachte-Frau-Sein. Jana durchlief Einweihungen zur Geburtsund Mondpriesterin und zur Heilerin – und das trotz der Kinder, denn die sind einfach immer dabei. Tamia kennt den Vollmond. Sie weiß, dass sich dann Frauen treffen und die Göttin ehren, und wenn sie Lust hat, schmückt sie gemeinsam mit ihrer Mama den Kreis. Für die Ritualfeier ist sie noch zu klein, aber vielleicht entstehen, wenn sie älter ist, Mädchenkreise. „Wo ist der Mann in der Familienkonstellation?“, frage ich Jaime und er antwortet: „Das ist eine gute Frage! Wo ist der Spiegel?“ Die Frau ist das Feuer, die Transformation, sie gebiert und erschafft. Auch die Sonne ordnet Jaime der Frau zu, denn sie ist die Mutter von allem, die Schöpferin des Lebens. Die Aufgabe des Mannes ist, das ganze Gefäß zu halten; ihm die Stabilität zu geben. Neulich haben sie beobachtet, wie Tamia dem Fluss etwas Tabak als „ofrenda“ (Spanisch: Opfergabe), als Ehrerbietung übergeben hat – und das ganz aus ihrem eigenen Impuls heraus, ohne jemals eine Erklärung ihrer Eltern erhalten zu haben. Kinder lernen vom Zuschauen, übernehmen Dinge spielerisch, vorausgesetzt sie wollen es. Ihre Kinder werden einen größeren Zugang zur Welt und zur Natur erhalten. Jana und Jaime teilen die Vision bald auch gemeinsam als Paar schamanisch zu wirken. „Neulich habe ich festgestellt, dass ich meine Spiritualität noch ein bisschen für mich behalte: meine Mediation, meine Auszeit ... Ich glaube, da bin ich noch auf dem Weg, das in die Partnerschaft zu integrieren. Das erfordert natürlich die Bereitschaft, Zeit usw.“, erzählt Jana aus ihrem Alltag. Nichts ist vorgefertigt oder von Vorbildern abschaubar. Alles ist im fließenden Entstehen, in der eigenen Kreation – und Jana sagt, sie genieße dieses große Heilsgeschehen, was es am Ende auch ist. „Alles ist gut, so wie es ist.“ Beiden ist wichtig, dass sie trotz allem auch den eigenen Weg gehen. Die Kinder integrieren sich, sie machen mit, sind Teil davon, Bereicherung, Hingabe, gelebte Liebe. Egal, für wen man es macht, man macht es immer auch für andere. Das ist vielleicht das größte an der neuen Zeit: Immer wenn man Dinge für sich weiter entwickelt, löst, transformiert, geht man diesen Weg ein Stück weit auch für alle anderen. Frauen zum Beispiel sind über das 36

NEUE PFADE Alles ist perfekt! Als Curandero, Heiler und Schamane hat Jaime Caso Villavicencio eine eigene Sicht auf alltägliche Dinge. Bevor seine Frau Jana im Gespräch dazu kam, um gemeinsam über den Familienweg zu erzählen, habe ich mit ihm gesprochen. Foto: © Jana Caso Villavicendo Gebärmutternetz unter der Erde miteinander verbunden, erzählt mir Jana: „Immer wenn ich etwas zum Erwachen der Weiblichkeit tue, dann erreicht es irgendwann, irgendwo, irgendeine Frau und das ist einfach schön.“ Und genauso wie Jana für die Frauen (un-)bewusst Wege bereitet, allein indem sie den ihren geht, öffnen das Paar und seine Kinder einen neuen Weg für Familien. Im Verständnis alter Kulturen, der Macht des Mondes und der Sonne, des ewigen Kreislaufs, der Transformation und der zahllosen Prozesse, die allesamt das Leben sind. Ob sie meinen Lesern noch etwas mitgeben wollen, frage ich die beiden zum Abschluss und Jana setzt an: „Ich würde ihnen gerne sagen, dass sie trotz der vielen Heilprozesse, die in allen von uns stattfinden, weil sie im Kollektiv im Moment so stark sind, das Leben genießen sollen. Den Moment genießen, die Liebe, die da ist – auch wenn man sie manchmal nicht sieht, weil man meint, dass etwas anderes im Vordergrund steht. Vertraut darauf und lasst euch tief in diese Liebe hineinfallen.“ Wie siehst du die Rolle von Mann und Frau? Wir sind in einem starken Prozess, denn die Frauen kommen langsam hoch, um auf gleicher Höhe wie die Männer zu stehen. Sie haben eine sehr starke Rolle, aber die Männer haben noch nicht die Stabilität, um sie zu halten. In der Familie behauptet der Mann oft, dass er der Chef ist, aber das ist er nicht. Die Rollen wechseln jetzt. Die Männer kämpfen und die Frauen kämpfen, das muss nicht sein, denn wir dürfen jetzt auf gleicher Ebene zusammen sein. – Und dann kann die ganze Welt in eine gute Balance kommen. In einer Familie gibt es kein Mann oder Frau, sondern nur die Familie. Es geht jedoch auch darum, die Dinge nicht als positiv oder negativ zu sehen, sondern als perfekt, so wie sie sind! Warum sehen wir diese Perfektion nicht? Weil wir sie anstreben, aber sie ist. Alles was ist, ist gut. Du suchst die Perfektion, aber es ist schon gut. Was kommt, wenn ich das Gute suche? Vielleicht nichts Gutes. Das ist der Unterschied. Das Problem beginnt, wenn du anfängst zu suchen. Annehmen was ist, dann ist es gut. Sind wir Menschen nicht permanent auf der Suche nach irgendetwas: Lösungen, Heilung, Partner ...? Nicht suchen! Die Lösung ist immer da, sie kommt immer. Das ist etwas, was jeder Mensch lernen kann, aber man muss sehr viel üben. Wenn du die Übung nicht hast, suchst du überall – in allen Traditionen und Kulturen, aber egal was du machst: Das Problem ist, dass du suchst! Du suchst so viel und profitierst nicht. Du musst nur üben, jeden Tag und jeden Moment ... Wir lernen nur von schlechten Dingen, nicht von den guten. Nur ein Beispiel: Einmal beobachtete ich in einer Straßenbahn einen Mann und drei Frauen. Er roch intensiv nach Alkohol und die Frauen haben alle die Nase gerümpft. Der Geruch war wirklich sehr streng, aber in der nächsten Station stieg er 37

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