Februar 2017 - Ausgabe #05 ÜBE DICH DARIN, ANDERE MENSCHEN ZU LOBEN UND IHNEN ZU DANKEN Wir alle sind ja irgendwie gestresst, denn die Zeit wird immer schneller, es ist immer mehr zu erledigen, immer mehr Kanäle greifen auf uns zu und fordern etwas von uns. Der soziale Teil in unserem Gehirn schaltet dann oft auf „Notstromversorgung“ um: Wenn etwas läuft, ist es normal und wenn es nicht läuft, sind wir genervt. Das führt dazu, dass wir immer seltener dankbar gegenüber anderen sind. Ich erinnere mich dann immer gerne an scheinbar überholte Werte: Freundlichkeit, Höflichkeit, Dankbarkeit gegenüber Menschen in meinem Alltag. Ich kann z. B. an der Kasse stehen und ein abwesendes Gesicht machen. Oder ich kann der Dame an der Kasse ein Kompliment machen. Es ist meine Zeit und meine Wahl. Ich bin ja ohnehin an diesem Ort bei dieser Person. Wenn ich diese Minute im Leben meines Gegenübers verschönere, bereichere ich dieselbe Minute in meinem Leben. Zusätzlich hatte ich einen guten sozialen Kontakt, für den ich dankbar sein kann. DANKBARKEIT FÖRDERT UNSERE INTELLIGENZ Unser Verstand will gute Gründe hören, wenn er sich um etwas bemühen soll. Hier ist einer: Dankbarkeit macht schlauer! Wenn ich erkenne, dass eine Sache gut für mich lief, weil mich bestimmte Dinge unterstützten, so ist diese Erkenntnis ein Zeichen dafür, dass ich meine Situation „ganzheitlich“ sehen kann, über meinen Tellerrand hinaus. Dass ich mein Leben nicht nur aus meiner Ich-Perspektive betrachte, sondern eine Metaebene einnehmen kann, unterscheidet mich von jenen Menschen, die daran glauben, es wäre alles selbstverständlich. Der Glaube, es wäre ganz normal, dass eine Sache gut läuft, ist aus meiner Sicht eine große Anmaßung. Es ist für mich nicht selbstverständlich, dass ich heute morgen gesund aufwachte und ich den Tag unverletzt überstand. Es ist großartig, dass meine Frau am Leben ist, dass es Menschen gibt, denen ich nützlich sein kann und dass ich in einem so guten Land leben darf. Das ist meine persönliche Erkenntnis, denn ich war sehr viel in der Welt unterwegs, erlebte viele arme und kranke Menschen in unsäglichen Umständen, die dennoch dankbarer waren als manche westlichen Millionäre. Nicht jeder machte diese Erfahrung, deshalb verstehe ich, wenn nicht jeder meine persönliche Sichtweise spontan teilen kann. Doch folgender Zusammenhang funktioniert für jeden. DANKBARKEIT UND DAS GEHEIMNIS DER ANKERPUNKTE Dankbar wird man, wenn etwas gut ist, obwohl es auch schlecht sein könnte. Ob man etwas als gut oder ungut einstuft, hängt immer davon ab, woran man es misst. Viele Menschen machen sich darüber nie Gedanken, aber tatsächlich ist der selbst gesetzte Maßstab dafür verantwortlich, ob ich Glück und Dankbarkeit erlebe oder unzufrieden bin. Also übernehme ich die Verantwortung für diesen Maßstab und frage mich bei schlechten Gefühlen, woran ich gerade festmache, ob es „schlecht“ oder „gut“ ist. Ich verschiebe sozusagen ganz bewusst den Maßstab, an den sich meine Gefühle klammern. ÜBUNG: DEN INNEREN ANKERPUNKT VERSCHIEBEN Ich suche in meinem Leben nach Situationen, die auch ganz anders hätten laufen können, in denen es mich viel schlechter hätte erwischen können. Diesen (theoretischen) schlechten Verlauf nehme ich als Ankerpunkt. Dann vergleiche ich, wie es in Wahrheit lief. Für den positiven Unterschied spüre ich fast von selbst Dankbarkeit und das verbessert unmittelbar meinen Gefühlszustand. Es kann auch sehr hilfreich sein, diese Situationen aufzuschreiben. Dadurch sieht man auf einen Blick alle Chancen, die man genutzt hat und Pessimismus verfliegt von selbst. WIE DANKBARKEIT UNSERE PERSÖNLICHE REALITÄT VERÄNDERT Stand der Wissenschaft ist, dass die Welt, die uns umgibt, sich in jeder Sekunde aus 11 Millionen Informationseinheiten zusammensetzt. Unser Unterbewusstsein kann nur etwa 50 davon pro Sekunde überhaupt wahrnehmen. Und unser Verstand kann nur 3 bis 5 davon bewusst verarbeiten. Was wir als unsere Wahrheit über das Leben wahrnehmen, hängt also vollständig davon ab, welche 50 Informationen pro Sekunde wir aus den 11 Millionen herausfiltern. Sind es vor allem negative? 16
Dankbarkeit als Grundhaltung sorgt dafür, dass der Filter unseres Unterbewusstseins immer mehr positive Informationen zu unserem Verstand vorlässt. Und damit verändert sich tatsächlich unsere persönlich erlebte Welt. ÜBE DICH DARIN, WIE EIN KIND ZU SPIELEN ter entwickelt. Dieses Gesetz wirkt auch in jedem von uns und wir können es nutzen. Wir können die „Glücksbananen“ in unserem bisherigen Lebensverlauf, im letzten Monat, an diesem Tag oder genau in diesem Moment ganz bewusst suchen. Sobald wir etwas Schönes finden, erleben wir ein erlösendes, kraftspendendes Glücksgefühl. Foto: Shutterstock Wenn ich bemerke, dass sich meine Gedanken in Beschwerden über die Welt verlieren möchten und in mir schlechte Gefühle auslösen wollen, mache ich für ein paar Momente etwas Spielerisches: z. B. ein einfaches Spiel auf dem Smartphone, vielleicht einen Stein über die Oberfläche eines Sees hüpfen lassen, ein Stück Papier zu einem Flieger falten, etwas aus einer Büroklammer biegen. Ich kitzle das Kind in mir, bis ich die Lebensfreude und Leichtigkeit wieder spüre. Völlig egal, wie „mini“ die Übung sein mag - sie hat eine positive Wirkung auf meinen Gefühlszustand. DIE DANKBARKEIT UND WIE DIE EVOLUTION DAS GLÜCK IN UNS ERZEUGT Zuletzt noch etwas Nützliches aus der Welt der Naturgesetze: Wenn sich ein Affe eine Banane vom Baum angelt, wird er für diesen Erfolg während des Verzehrs der Frucht mit Glückshormonen belohnt. Ich nenne das Phänomen die „Glücksbanane“. Die Evolution baute dieses Prinzip in fast alle Lebewesen ein, weil die Sucht nach dieser Form von Glücksbelohnung dafür sorgt, dass sich das Leben immer wei- Unsere Aufgabe besteht also nur darin, Gründe für Dankbarkeit zu finden. Genialerweise spielt es für unsere Gefühle überhaupt keine Rolle, wie klein oder groß diese sind. ÜBE DICH DARIN, TÄGLICH ETWAS SCHÖNES ZU ERSCHAFFEN Damit meine Tage nicht zu Alltagen werden (für die man ja eher nicht auffällig dankbar ist), versuche ich jeden einzelnen Tag etwas Schönes zu erleben, zu erschaffen oder wenigstens aktiv zu sehen. Zum Beispiel stelle ich mir die Aufgabe, ein schönes oder ungewöhnliches Foto mit dem Handy zu machen, ganz egal, wo ich gerade bin. Mein Blick fängt dann sofort an, nach interessanten oder schönen Motiven zu suchen, und wenn ich etwas finde, erlebe ich Dankbarkeit. Ich hoffe, ich konnte Ihnen einige Anregungen geben, um Ihren Tag, eine innere Situation, eine Beziehung oder eine Wegstrecke des Lebens in guter Weise zu verändern. Alles Liebe und viel Freude auf dem Weg! Ihr Ruediger Schache Literaturtipps von Ruediger Schache Winston Flash und der Sinn des Lebens Arkana Verlag 2016 € 17.99 Der Weg des sanften Löwen Warum es sich lohnt, anders zu sein Goldmann Verlag 2016 € 12.99 17
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