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OMNIA Nr. 4

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Februar 2017 - Ausgabe

Februar 2017 - Ausgabe #05 Musik für die Seele Zu seinem Tourneeauftakt baten wir Lex van Someren, uns einen persönlichen Einblick in sein Schaffen zu gewähren. Was geschieht, wenn er komponiert, musiziert und singt? Wie erlebt er seine Bühnenshow und woher schöpft er die unendlichen Klangsphären und Weiten, die sich in seiner Musik auftun? Entstanden ist ein sehr persönlicher Text, ein Versuch eines Künstlers, seine innersten Welten - statt in Musik - in Worte zu fassen. Vielen Dank dafür! Musik der Seele - Klänge des Herzens Musik ist eine Art Sprache, durch die sich Menschen auf einer tiefen Ebene begegnen können. Meine Musik erzählt die Geschichte meiner inneren Welt. Sie ist ein Weg, um mich mit der Essenz in mir zu verbinden, sie ist ein Ausdruck meiner Seele. Musik ist zu meiner „Seelensprache“ geworden, wie ich es nenne. Diejenigen, die offenen Herzens hinhören, werden die Seelenschwingung in meiner Musik erleben und sich in ihrer eigenen Seelendimension wiedererkennen. Je mehr ich mich in die Musik und den Tanz vertiefe - und das mag paradox klingen - desto mehr entdecke ich die Stille in mir, einen stillen Ort spiritueller Bereicherung. Die Freude, die ich beim Aufführen, Singen und Komponieren habe, erfahre ich als meinen Weg, meiner Lebensfreude und Lebenskraft Ausdruck zu verleihen. Neben dem Tanz und Tai Chi gehören Musizieren und Singen zu meiner spirituellen Praxis, denn dadurch kann ich das Erhabenste in mir berühren, erfahren und ausdrücken. Wenn ich Musik komponiere oder aufführe, trete ich oft in einen anderen Bewusstseinszustand - ähnlich einer Trance, aber mit vollem Bewusstsein. In diesem Zustand fühle ich, wie ich eins werde mit der Essenz, mit dem Göttlichen, wenn ich es so nennen darf. Es ist meine persönliche Art zu beten. Dieses Gebet, das ich als Lobpreisung verstehe, ist am stärksten, wenn ich singe, tanze oder „Clown spiele“. Es ist mein Geschenk an die Welt und das Geschenk der Welt an mich. Die Kraft der Schönheit Ich glaube fest an die Kraft der Schönheit und Ästhetik. Beides verbinde ich intuitiv in meiner Kunst. Ich verfolge eine ganzheitliche Lebensweise mit Fokus auf die Herzensenergie: sanft, zart, harmonisch, sinnlich, aber auch kraftvoll und aufrüttelnd. Meine Leidenschaft ist es, „Musik des Herzens“ zu schaffen, mit einer Verehrung für den Geist wahrer Schönheit, der Schlichtheit und reinsten Kraft des Lebens. Schönheit ist nicht Glamour BIOGRAFIE Lex van Someren wurde in Amsterdam geboren und lebt heute in Baden-Baden. Bereits als Kind sammelte er erste Bühnenerfahrung. Er studierte Sport, Gesang, Tanz und Tai-Chi. Als „Lexis, the Mystic Clown“ wurde er international bekannt und verzauberte in dieser Rolle Erwachsene und Kinder gleichermaßen. Er entwickelte und unterrichtete das „Tao des Clowns“. Seit 1995 widmet er sich ausschließlich der Musik und gibt Seminare u. a. über die Essenz und den Klang der Seele. Zusammen mit Frank Steiner hat er bis heute über 35 CDs und DVDs produziert. Geprägt von vielen Stilrichtungen und Traditionen schafft er eigene Klangteppiche und Sphären, die den Zuhörer in seine eigene Seelenwelt tragen. Lex formulierte es einmal so: „Wie ich versuche, in meiner Kunst die Dimension meiner Seele zu verkörpern, möchte ich meine Zuhörer dazu animieren, den Weg zu ihrer eigenen schöpferischen Quelle zu gehen.“ Foto: © Lex van Someren 62

NEUE PFADE In der heutigen Zeit ist es zur Gewohnheit geworden, Glamour mit Schönheit zu verwechseln. Bei dem, was die Medien, die Modewelt, Hollywood oder der Kunstbetrieb zu bieten haben, handelt es sich größtenteils um Glamour. Dabei handelt es sich, wie der Kunstbetrieb selbst, um ein höchst unberechenbares, kommerziell gelenktes Unternehmen, das zu Stumpfsinn, Verwirrung, Flüchtigkeit und Oberflächlichkeit beiträgt. Im Gegensatz dazu lädt uns wahre Schönheit zu tiefer Ordnung, Kohärenz und innerer Geschlossenheit ein. Erst wenn diese Bedürfnisse erfüllt werden, fühlt sich die Seele zu Hause. In Musik liegt das Potenzial für Heilung Klänge und Töne sind natürliche, aber machtvolle Instrumente, welche Energien und Stimmungen ändern können. Sie können zerstören oder heilen. Obwohl ich ein Performance-Künstler und Musiker bin, sehe ich mich selbst zuallererst als Heiler und benutze meine Künste als Kräfte zur Selbstheilung. Für mich ist Heilung etwas, das mein Bewusstsein für die Ganzheit erweitert. Es ist ein Gefühl, vollkommen und eins zu werden mit allem in und um mich herum. Ich bin nicht an einer Musik interessiert, die bloß zu konsumieren ist. Sie wird für mich erst dann interessant, wenn sie etwas über die tiefsten und reinsten Ebenen unserer Existenz vermittelt. Schönheit ist sichtbar oder hörbar gewordene Liebe. mit - vielleicht auch entstehend aus - zahlreichen kulturellen und spirituellen Traditionen, die ich in mir integriert habe. Viele meiner Zuhörer scheinen auch diese Erfahrung zu machen. Sie hören und sehen Traditionselemente der amerikanischen Ureinwohner, der Tibeter, der Japaner und anderer orientalischer Kulturen. Ich fühle mich sehr mit diesen alten Traditionen verbunden. Es ist so, als ob sie alle in diesem Moment durch mich hindurchströmen als natürliche, miteinander verbundene Ausdrucksformen der Kunst - auch wenn ich in einigen dieser Ausdrucksformen kaum eine Ausbildung habe - oder vielmehr nicht in diesem Leben! Meine Bühnenperformance ist ein rein intuitiver Prozess. Mit meiner Kunst möchte ich Brücken zwischen unterschiedlichen Musikstilen schlagen, indem ich Klänge, Melodien und Arrangements benutze, die für das westliche Ohr leicht zugänglich sind, und gleichzeitig Untertöne verwenden, die von alten oder fernen Kulturen stammen. Damit tragen sie eine tiefe Botschaft an das Gedächtnis der Volksseele in sich. So verschiedenartig diese Elemente in der Musik auch sein mögen, so besitzt das resultierende Ganze das Potenzial, den Blick des Zuhörers nach innen zu wenden, um sich in die eige- Ich weiß, ich bin nur ein kleiner Teil in einem größeren Ganzen. Dieses Verständnis bringt mich in Kontakt mit Gefühlen der Ehrfurcht und Demut, dem Wissen um Wunder, dem Sinn für Gleichklang, Fließen und Harmonie. Von diesem Ort in mir erschaffe ich Musik. Es ist ein Ort, an dem ich eine Vereinigung mit dem Jenseits und dem Universum spüre. Das ist es, was ich „spirituelle Erfahrung“ nenne. Meine Musik ist Ausdruck dieser Erfahrung, Aus der tiefen Urkraft Ich lebe an einem authentischen Ort in mir - mit dem Resultat, dass meine eigene spontane, kreative Energie aus der Leere hervorsprudelt. Ich fühle mich in solchen Momenten in Berührung mit meiner ursprünglichen natürlichen Kraft. Aus dieser Tiefe, der Urkraft in mir, kommt meine Kunst, die einfachen Rituale und meine expressiven Formen des Gebets. All das geschieht außerhalb des Verstandes: Töne, Melodien, Gesten, Tanzbewegungen und kraftvolle Impulse - das alles kommt in jenem Moment zu mir. Nichts davon basiert auf irgendeiner kulturellen oder tradi-tionellen Ausbildung, die ich genossen hätte. Dennoch erfahre ich meine Kunst gleichzeitig als tief verbunden ANZEIGE 63

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