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OMNIA Nr. 3

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August 2016 - Ausgabe

August 2016 - Ausgabe #03 Allein im Raum Im Dunkelretreat ist man abgeschottet von äußeren Lichtquellen und allen Reizen. Radikal mit sich alleine und begleitet von einem Therapeuten, der die einzige Verbindung zur Außenwelt darstellt. Was passiert in diesem geschützten Raum? Literaturtipp Dunkelretreat Verlag advaitaMedia 2014 € 9.80 alle kommen aus der Dunkelheit und kehren in die Dunkelheit „Wir zurück, Dunkelheit ist die Mutter allen Seins. Sie ist der ursprüngliche Schoß, sie hat Tiefe und eine ungeheure Kraft zu nähren. Sie umhüllt den Embryo im Mutterleib und den Samen in der Erde. Der helle Tag ermüdet und die dunkle Nacht regeneriert.“ So beschrieb der indische Mystiker Osho die Dunkelheit in der Einführung zu seiner „Dunkel- Meditation“. In allen spirituellen Traditionen, die aus dem Wirken großer Mystiker entstanden sind, werden Techniken eingesetzt, die die Ablenkungen und die „Lichtverschmutzungen“ der äußeren Welt einschränken oder sogar ausschalten sollen. Der Suchende wird so auf dem inneren Weg ohne äußere Störung von der Oberfläche in die Tiefe geführt. Das scheinbar einfachste Mittel besteht darin, in der Meditation die Augen zu schließen, das konsequenteste ist, einen Kontext herzustellen, in dem die äußere Welt für die Augen durch den völligen Entzug von Licht überhaupt nicht mehr existiert. In vielen Traditionen werden zu diesem Zweck von alters her Höhlen oder vollkommen abgedunkelte Räume benutzt. Der Dunkelraum ist ein sehr intimer Ort, ein Raum, in dem wir radikal auf uns selbst zurückgeworfen sind. Er ist wie ein Katalysator. In ein paar Tagen kann mehr geschehen als in Jahren der Therapie. Die völlige Entwöhnung von Licht, Menschen und ablenkenden Beschäftigungen ist kein leichter Gang. Wir fühlen uns nackt, ausgesetzt, es gibt keinen Halt mehr von außen. Strategien, mit denen wir uns normalerweise „über Wasser halten“, versagen, sie laufen ins Leere. Begegnungen mit inneren Schattenwelten, die wir im alltäglichen Leben vermeiden, tauchen hier unweigerlich auf. In der Bereitschaft, ihnen ins Auge zu sehen, bergen sie ein Potenzial von Heilung und damit tiefer Entspannung. „Ganz innen wird es langsam in mir. Fühle die Feinheit meiner Seele. Freude. Weichheit. Fühle mich wie in einem Schmelztiegel. Weiche weiter auf. Das Dunkel trägt“, so beschreibt eine Besucherin Foto: © Darshana Borges - © Christoph Konradi 62

NEUE PFADE ihre Erfahrungen in der Dunkelheit. Mit dem Verlust des Sehsinns tritt die Macht des denkenden Geistes ungebremst ins Bewusstsein. Das zieht häufig eine große Ernüchterung nach sich, die sich als notwendig erweist, um zu sehen, zu bezeugen. Dazu berichtet eine Besucherin: „Kaum hatte die Betreuerin den Raum verlassen, schlug der Geist mit voller Wucht zu. Ich hatte die Vorstellung, die Zeit im Dunkelraum endlich (!) uneingeschränkt zur Meditation nutzen zu können. Das Gegenteil jedoch geschah. Ich schien, einem unablässigen Gedankenstrom ausgeliefert zu sein, dem ich scheinbar nichts entgegenzusetzen hatte. Von Stille keine Spur! Zu Beginn fühlte ich mich dem, was geschah, hilflos ausgeliefert. Einsicht stellte sich ein, dass nichts, aber auch gar nichts von mir gemacht werden oder von mir kontrolliert werden kann. Es wurde erschreckend offensichtlich, dass ‚meine Welt’ hauptsächlich aus Vorstellungen, Glaubenskonstrukten und der Erwartung besteht, dass alles so geschehen wird, wie ich es will. Schließlich kam der Gedanke: ‚Ich „Da bin ich alleine mit Gott.“ halte das nicht mehr aus! Ich werde verrückt! Ich drehe durch!’ Dann, aus einer anderen Ecke, die Frage: ‚Stimmt das?’ Ein kurzes Innehalten und alle Hirngespinste waren schlagartig verpufft. Der Kopf war plötzlich leer. Kein einziger Gedanke! Dann die Einsicht, dass diese Milliarden von Gedanken in Wirklichkeit gar nicht existierten. Es gab nur den einen Gedanken, nämlich den, dass mich diese zahllosen Gedanken terrorisierten. Und das war nur ein Gedanke!“ Eine andere Besucherin schreibt: „Und wenn jetzt nie mehr jemand käme, wenn ich alles zurücklassen würde? Dann wäre ich mit diesem Lebensfunken in mir allein, mit dem, aus dem das Meinige kommt, das Denken, die Bilder, die Impulse, das Fühlen. Dann bliebe mir nur noch, mich mit diesem inneren Lebensfunken und der Quelle, aus der er kommt, zu befassen. Dann bin da ‚ich’ und das Bewusstsein, dass ich bin und dass in mir eine Lebenskraft wirkt. Dann bin ich, wie man sagt, alleine mit Gott. Je länger ich im Dunkeln bin, umso weniger kann ich die Schwärze als ein Gegenüber wahr- nehmen. Sie ist so unmittelbar vor meinen Augen ohne etwas dazwischen. Ich bin in ihr, sie hüllt mich ein ohne Substanz. Mir ist bewusst, dass ich eine innere Leinwand ‚besitze’, auf die ich meine eigenen Bilder projiziere und dass ich diese Bilder mitnehme beim Blick nach außen, auch hier im Schwarzen.“ Die Dunkelheit trägt hindurch zu sich selbst, zu seinem ureigenen Kern und sie bringt ihn in Berührung mit seiner eigenen Quelle. Auch in diesem Sinne beschreibt OM C.Parkin das Dunkelretreat als einen Durchgang in die Fülle: „Die Dunkelheit setzt uns auf Entzug, und weil sie uns auf Entzug setzt, führt sie uns den Mangel, in dem wir leben, direkt vor Augen. Unser Geist ist süchtig nach Bildern, nach Emotionen, nach Ideen, nach Geschichten, nach Beschäftigung mit allen möglichen Dingen. Und wenn wir dann bereit sind, durch diesen Entzug von der Welt hindurch zu tauchen, dann zeigt uns die Dunkelheit die Fülle. Die absolute Fülle des Seins, denn eigentlich ist die Dunkelheit das Prinzip der Fülle, während das Licht das Prinzip der Leere ist.“ Christel Westermeier WOHIN? Es gibt viele Adressen, Dunkelretreats zu erleben, allerdings ist eine professionelle Begleitung des Prozesses sehr wichtig, um diesen auch gehalten und getragen im Vertrauen erleben zu können. Eine Adresse ist das Gut Saunstorf südlich von Wismar (D), das zwei Dunkelappartements eingerichtet hat. Es stehen Therapeuten zur Verfügung, die in Absprache einmal täglich in einem Gespräch den Teilnehmer unterstützen. Die Dauer des Aufenthalts in der Dunkelheit hängt vom Teilnehmer selbst ab. „Gut Saunstorf – Ort der Stille“ ist ein modernes, überkonfessionelles Kloster, das den Komfort eines Hotels bietet. Es wurde vom spirituellen Meister OM C. Parkin gegründet und wird von seiner Lehre getragen. Als Ort der Stille sind die Gäste zur Einkehr und Regeneration eingeladen. Hier findet man Nahrung für die Seele. Zum Einstieg empfohlen: Seminar „Begegnung mit Dunkelheit“, 17. bis 20. November 2016, Gut Saunstorf Mehr Infos: www.gut-saunstorf.de 63

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