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OMNIA Nr. 2

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Mai 2016 - Ausgabe #02

Mai 2016 - Ausgabe #02 76 Foto: Shutterstock

KIND SEIN Erleben bringt Wissen Die Natur- und Wildnispädagogik Schmutzig werden, draußen sein bei jedem Wetter, Heilpflanzen sammeln, Wildkräuter essen, ein Kaninchen zerlegen, im Kreis ums Feuer sitzen – Herausforderungen für Abenteuerlustige oder Aufbau einer Naturbeziehung für alle? Die Verbindung zur Natur und zu sich selbst ist das zentrale Anliegen der Natur- und Wildnispädagogik. Entstanden als Bewegung zur Erhaltung der Erde als Lebensraum und zur Rückbesinnung auf ein Leben im Einklang mit der Natur, wird die Naturund Wildnispädagogik in den letzten Jahren immer beliebter. Das Angebot reicht von Naturtagen und Lagerwochen mit Kindern über Waldspielgruppen, Waldkindergärten, Angebote für Schulklassen bis zu Survival-Kursen und berufsbegleitenden Ausbildungen für Erwachsene. Das einfache Leben in der Natur nach dem Vorbild der Naturvölker ist dabei immer ein wichtiger Anknüpfungspunkt. (Über-)Leben in der Natur ist kein Kampf, sondern ein sich Einfügen in die Gesetze der Schöpfung. Die komplexen Kreisläufe in der Wildnis werden als Symbiose, als Miteinander der verschiedenen Akteure verstanden. Die Philosophie der belebten Natur ist ein wichtiges Element. Der direkte Kontakt zu dieser und das Erlernen ursprünglicher Handwerkstechniken sind wichtige Erkennungsmerkmale von naturund wildnispädagogischen Angeboten, deren didaktischer Ansatz jedoch noch viel weiter greift. Das Kernelement ist das von Tom Brown Jr. geprägte „Coyote Teaching“. Es hat seinen Ursprung bei den Naturvölkern, bei welchen Lernen und Leben eine Einheit bilden. Aus heutiger Sicht kann das „Bildungssystem“ der Naturvölker als „unsichtbare Schule“ bezeichnet werden. Natur- und wildnispädagogische Angebote schaffen dementsprechend ein Lernumfeld von Vertrauen und Interesse. Lernen findet zu einem großen Teil unbemerkt statt. Der Mentor und Lehrer nimmt Einfluss, indem er vielseitige Inspirationsmöglichkeiten schafft, um das Interesse zu wecken und die Aufmerksamkeit zu beeinflussen. Bei entsprechender Aufmerksamkeit bzw. entsprechendem Wissensdurst kommt das Wissen dann „von alleine“. Besonders Kinder erleben eine erfüllte Zeit mit viel Spaß und lernen ganz nebenbei, ohne dies zu bemerken. Das „Coyote Teaching“ kann auf sämtliche, auch auf traditionell schulische Lernbereiche angewendet werden. Das Ziel aller Angebote in diesem Bereich ist der Aufbau einer positiven Beziehung zur Natur und zu sich selbst. In erster Linie werden Erlebnisse ermöglicht, die das Selbstvertrauen stärken, alle Sinne miteinbeziehen und die Liebe zur Natur wecken. Damit will die Natur- und Wildnispädagogik bestehende Umweltprobleme, die den Weiterbestand von Mensch, Tier und Pflanzenwelt in Frage stellen, anpacken. Dafür braucht es neben Umweltschutzmaßnahmen einen Bewusstseinswandel. Deshalb ist der Beziehungsaufbau zu sich selbst, die Rückverbindung zur inneren Stimme und zur Herzenskraft von großer Bedeutung. Die Natur- und Wildnispädagogik unterstützt Menschen, ihr Potential zu leben und sich aus innerer Überzeugung für eine gesunde Umwelt und für die Zukunft einzusetzen. Simon Hasler 77

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