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OMNIA Nr. 11

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August 2018 – Ausgabe

August 2018 – Ausgabe #11 Die Wurz aller Wurzeln Die Meisterwurz Peucedanum ostruthium Will uns die Meisterwurz zum Meister machen? Ich glaube, das tut diese Pflanze, wenn wir uns mit ihrem Wesen beschäftigen und die Botschaften lesen. sodass man nicht sicher sein kann, mit welcher Wurzel man es letztlich zu tun hat, oder aber man muss das Gebiet gut kennen, um sie sorglos zu graben. Ist es etwa wie bei uns Menschen? Kaiserwurz Ginseng der Alpen Die Meisterwurz ist ein Alpenkraut. Sie wächst nur in über tausend Meter Seehöhe, dafür jedoch weit über die Baumgrenze hinaus. Man muss also eine ganz schöne Wegstrecke in Kauf nehmen, um ihr persönlich zu begegnen. Schon im Mittelalter wurden ihre Heilkräfte bei Pest und Vergiftungen aller Art geschätzt, dann jedoch verlor sie an Stellenwert. Sie wächst nicht überall und ist leicht zu verwechseln. Denn in der Familie der Doldenblütler gibt es einige giftige Artgenossen, die ihr ähnlich sehen, darunter der Gefleckte Schierling, der Rauhaarige Kälberkropf, die Hundspetersilie und der Wasserschierling. Außerdem zieht die Meisterwurz zur Erntezeit ihre Blätter schnell ein, Bei der Meisterwurz steckt das Wertvollste in der Wurzel. Alles, was man an der Oberfläche sieht, hat in der Heilkunde keine Bedeutung. Man muss also graben, um an ihre Essenz zu gelangen. Die Wurzel – außen braun, innen weiß – ist ein dicker Strang mit vielen langen, dünnen Wurzelzweigen. Erntezeit ist im Frühjahr oder im Herbst, wenn sich die Pflanzensäfte in die Wurzel zurückziehen. Damit geht auch ein Teil des Sonnenlichts ins Erdreich, um anschließend in gewandelter Form in der Wurzel zur Verfügung zu stehen. So ist es die geballte Ladung Sonnenkraft, das untrügliche Selbstvertrauen, das in der Meisterwurz steckt. Den Meister erkennen wir, wenn wir genau hinsehen Wirkung: Stärkt das Immunsystem, antibakteriell, entzündungshemmend, appetitanregend, fiebersenkend, verdauungsfördernd, entgiftend, kräftigend, stärkend, beruhigend Bei der Pflanzenbestimmung gibt die Größe der Pflanze, die bis zu einem Meter hoch werden kann, ihr Vorkommen und der Geruch der Wurzel, der an Petersilie oder Sellerie erinnert, Aufschluss. So steht die Kaiserwurz, wie die Meisterwurz auch genannt wird, oft bei anderen Giftpflanzen. Das zeigt, dass sie sich nicht scheut, ihre Wurzeln im 70

NATUR RAUM Wurzeln sammeln Sei achtsam und bedanke dich bei der Pflanze, die dir gibt. Im Herbst ziehen sich die Pflanzen in ihre Wurzeln zurück, um im Frühjahr neu auszutreiben. In dieser Zeit des Rückzugs werden die Wurzeln vieler Pflanzen gesammelt. Schon seit jeher sollen diese konzentrierten Heilkräfte Mensch und Tier über den Winter und durch das Jahr helfen. Beim Wurzelgraben ist es sehr wichtig, nur das zu nehmen, was man wirklich braucht, und der Pflanze mit größter Achtsamkeit zu begegnen, damit keine Teile von ihr verletzt werden. Immerhin gräbt man nach ihrem Innersten, und das soll mit Ehrfurcht und in Dankbarkeit geschehen. Man verwendet auch kein Metall, das die Wirkung beeinträchtigen würde, sondern nimmt besser die Hände, einen Holzlöffel oder ein Stück eines Tiergeweihs. In Österreich benötigt man vielfach auch eine offizielle Genehmigung, um Wurzeln zu holen, denn viele dieser wertvollen Heilpflanzen stehen unter Naturschutz. Foto: Shutterstock gleichen Boden zu schlagen und genau dort ihre große Heilkraft zu sammeln. Auf den Menschen übertragen hilft die Einnahme einer homöopathischen Dosis, Gegensätze, Unterschiede, äußere Einflüsse zu überwinden, zum Beispiel indem man sie nicht mehr an sich heranlässt. Dabei stärkt die Wurzel die innere Sicherheit und die Gewissheit der eigenen Existenzberechtigung. Und aus dieser neu gewonnenen Kraft heraus vermag der Mensch dann wohlwollend gegenüber anderen zu sein. Die Meisterwurz trägt kleine weiße Blüten, die sie wie auf Tellern präsentiert. Das macht sie schon von Weitem sichtbar. Aber ist dem auch zu trauen? Die Meisterwurz kümmert das freilich nicht, denn sie weiß nichts von ihren giftigen Kollegen, die sie vielleicht sogar vor der Ausrottung schützen. Vermutlich hatte sie deshalb über die Jahrhunderte hinweg in der Heilkunde an Bedeutung verloren, weil an ihrer statt vom Gift der anderen gekostet worden ist. Hier werden Parallelen zum Leben sichtbar, wo gerade so viele Menschen vom Meister-Sein sprechen, aber in der Wurzel noch Gift tragen oder gar selbst giftig sind. Egal wie weit hinaus ins Tal man leuchtet, es zählt doch nur die Wurzel. Ist es das, was die Meisterwurz uns lehren möchte? Im Mittelalter war jedes Heilkraut auch ein probates Mittel gegen das Böse, so auch diese Bergwurz, die oft als Schutzamulett getragen wurde. Hildegard von Bingen erkannte, dass die Meisterwurz von innen wärmt, und machte daraus Fieberwein. Als Tee wird die getrocknete Wurzel zusammen mit Wasser aufgekocht. Ein Liter über den Tag verteilt getrunken, soll bei der Entgiftung helfen. Auch Paracelsus kannte die Heilkräfte der Pflanze. Man erzählt, er habe stets ein Stück bei sich getragen, um sein Immunsystem und den Stoffwechsel anzuregen. Für Gelassenheit soll dahingegen ein Glas Rotwein mit einem Teelöffel der pulverisierten Wurzel helfen. Sehr beliebt in jeder Hausapotheke ist auch der selbst gemachte Ansatzschnaps. Dabei wird ein frisches fingergroßes Wurzelstück zerkleinert und in einen Liter Obstschnaps eingelegt. Dieser wird dann drei Wochen im Dunkeln bei Zimmertemperatur gelagert, dabei öfters einmal durchgeschüttelt, anschließend gefiltert und abgefüllt. Fertig ist das Allheilmittel für fast alles. Die Meisterwurz ist ein Pflanzenwesen, das überall dort Balance schafft, wo Ungleichgewicht herrscht. Dabei ist sie nicht nur ideal zur Vorbeugung, sondern kräftigt und stärkt in jedem Prozess. Sie befreit aus Zwang, der Enge des Lebens und hebt den Schleier falscher Vorstellungen. Gift schleicht vielfältig durch die Systeme, auch so, dass man es nicht immer erkennen kann. Die Wurzel aber lockt den Meister in uns hervor, gibt dem Menschen das notwendige Selbstvertrauen, seine guten Eigenschaften zu leben, um den Weg der Meisterschaft anzutreten, das heißt, sich selbst zu erkennen. Dabei mahnt die Pflanze uns: „Erinnere dich an deine Wurzeln! Mache diese heil! Heile dort, wenn etwas zu heilen ist. Umso besser ist danach dein Stand, umso kräftiger kann dein Wachstum sein. In der Wurzel, deinen Werten liegt die Kraft. Dann ist es egal, wo du stehst, denn auch unter den giftigsten wirst du dich als Meister zu erkennen geben und deine Blüten tragen.“ Quelle: wildfind.com/pflanzen/meisterwurz 71

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