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OMNIA Nr. 10

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Mai 2018 – Ausgabe

Mai 2018 – Ausgabe #10 Vor einigen Wochen hat Deva Premal, eine international bekannte Sängerin, über Facebook aufgerufen, gemeinsam zu chanten. Sie wollte das Gayatri-Mantra singen, während ihr Partner Miten am offenen Herzen operiert wurde. Ihrem Aufruf folgten mehr als neunhundert Menschen! – Neunhundert Personen aus allen Ecken dieser Erde waren in dieser Stunde verbunden, um gemeinsam zu singen. Deva Premal chantete live auf Facebook – und jeder konnte dabei sein. So entstand ein Heilraum, der sich gemäß den Forschungen des HeartMath®-Institutes auch über den ganzen Erdball erstreckte. Das HeartMath®-Institute in Kalifornien hat herausgefunden, dass sich die Herzen von Menschen auch über Kontinente hinweg synchronisieren und ein stabiles, kohärentes Feld aufbauen können. Obwohl sich keiner, der über Facebook verbundenen Teilnehmer vermutlich jemals persönlich begegnet ist, konnten sie also gemeinsam einen viel größeren Heilraum schaffen, als es Deva Premal alleine jemals vermocht hätte. In diesem Fall galt dieser Raum Miten und den Ärzten, die an der Operation beteiligt waren. Das Potenzial dieser Gemeinschaft, die ja nicht nur zur Unterstützung von Heilungsprozessen zum Einsatz kommen könnte, ist also riesengroß. Deshalb können wir uns getrost einmal fragen, warum wir diese Fähigkeit, die wir gemeinsam haben, nicht öfters nutzen? Ist uns der individuelle Ausdruck immer noch wichtiger als die Verbindung im Kollektiv? Was hindert uns daran, das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen und unsere Herzen zu öffnen? Ist die Sehnsucht nach echter, wahrhaftiger, authentischer Gemeinschaft noch nicht groß genug? Um Antworten zu finden, hilft ein Blick in die eigene Biografie und über den Tellerrand hinaus in die Gesellschaft mit der Frage, wo denn die anderen stehen im Bezug auf ihre Entwicklung und die Entwicklung im kollektiven Bewusstsein. Einen guten Ansatz liefert hier das Modell „Spiral Dynamics“ von Don Beck und Christopher Cowan, welches die menschliche Evolution in acht große Bewusstseinswellen teilt. Basis dieses Modells ist das Wertesystem des Psychologen Clare W. Graves. Werte, sogenannte Meme, bilden die Grundlage für menschliches Handeln und sind die Filter, durch die wir die Welt sehen. Gleichzeitig sind sie Basis für die Einheit einer Gruppe. Der amerikanische Philosoph und Autor Ken Wilber übersetzte die Meme als Existenz- oder Bewusstseinswellen. Damit zeigte er ihre Beweglichkeit, denn sie vermischen sich sowohl in uns – denn wir können verschiedene Werte durchaus gleichzeitig vertreten – als auch in der Gesellschaft. Wenn die Werte, die den Handlungen zugrunde liegen, in Konflikt zueinander stehen, ist der Mensch innerlich zerrissen, orientierungslos. Statt Ordnung herrscht Chaos. In den Bewusstseinswellen, die das Spiral-Dynamics-Modell beschreibt, können wir nun entweder uns selbst entdecken, oder es hilft uns dabei, unsere Mitmenschen besser zu verstehen. Die Wellen muss man sich als Spirale vorstellen, die sich emporschraubt. Dabei wechseln sich die Wellen der „individuellen Entwicklung“ und des „kollektiven Wohls“ ab, das heißt, einem individuellen Entwicklungsschritt folgt stets ein dem Kollektiv zugewandter – und umgekehrt. Die ersten sechs Wellen sind die „Grundexistenz“. Erst wenn alle Aspekte dieser Wellen vom Individuum integriert wurden, folgt gemäß Clare W. Graves eine evolutionäre Verschiebung des Bewusstseins auf die zweite Stufe. Und auf dieser entdeckt man erstmals, dass jede Welle darunter entscheidend ist für die ganze Spirale. Foto: Shutterstock 14

DIE SPIRALE DER ENTWICKLUNG DES BEWUSSTSEINS ERSTE STUFE: Beige: Archaisch – Instinktiv (Ebene der individuellen Freiheit) Auf dieser Welle geht es um das blanke Überleben, um Nahrung, Wärme, Kontakt und Sicherheit. Blau: Mythisch – Ordnend (Ebene des kollektiven Wohls) Auf dieser Welle möchte man ein rechtschaffenes Leben, basierend auf moralischen Richtlinien, Sicherheiten und Wahrheiten. Man ordnet sich unter für bestimmte moralische Dinge und ist bereit, nur einen Weg anzuerkennen, sich sogar den Regeln anderer zu unterwerfen. ZWEITE STUFE: Gelb: Integrativ – Systemisch (Ebene der individuellen Freiheit) Hier trifft die persönliche Freiheit auf die Wertschätzung der Vielfältigkeit des Gesamtsystems. Flexibilität, Spontaneität, Nachhaltigkeit haben Priorität. Natürliche Hierarchien bilden sich heraus. Kennzeichen des Übergangs in die nächste Welle: Die Sehnsucht nach Zugehörigkeit zu einem Kollektiv nimmt zu. Purpur: Magisch – Animistisch (Ebene des kollektiven Wohls) Auf dieser Welle geht es um die Zugehörigkeit zur Familie oder einer Gruppe mit dem Ziel der Geborgenheit in einer an sich undurchschaubaren und beängstigenden Welt. (Magische) Rituale und die Ahnen sichern eine Bindung an die Sippe. Kennzeichen des Übergangs: Der Wunsch nach Freiheit wächst. Rot: Impulsiv – Mächtig (Ebene der individuellen Freiheit) Auf dieser Bewusstseinswelle geht es darum, den eigenen Impulsen zu folgen, auch wenn diese egozentrisch, herrisch oder impulsiv sind. Hier entstehen hierarchische Strukturen mit Untergebenen, die dafür Schutz und Sicherheit erhalten. Die Welt ist ein Dschungel voller Gefahren, das heißt, es geht darum, zu erobern, zu täuschen und zu beherrschen. Auf dieser Ebene finden sich mächtige Archetypen, wilde Kräfte und große Götter. Kennzeichen des Übergangs: Die Sehnsucht nach höheren Werten nimmt zu. Kennzeichen des Übergangs: Die eigene Wahrheitssuche beginnt. Orange: Wissenschaftlich – Strategisch (Ebene der individuellen Freiheit) Auf dieser Welle erkennt man, dass das Leben voller Alternativen und Möglichkeiten steckt, wenn man bereit ist, hart zu arbeiten und Risiken einzugehen. Die Welt funktioniert zwar nach wissenschaftlichen Kriterien, die man jedoch verändern kann. Die Herangehensweise ist nüchtern, rationell und leistungsorientiert. Gewinner stehen über Verlierern. Kennzeichen des Übergangs: Der Sinn der Anstrengung für Konsum oder Karriere hat sich aufgelöst. Grün: Sensibel – Einfühlsam (Ebene des kollektiven Wohls) Auf dieser Welle geht es um die Erkundung der eigenen Gefühle, die sich gegen die reine Rationalität behaupten. Naturverbundenheit, Gemeinschaftssinn, Vernetzung, gleichrangige menschliche Bindungen treten an die Stelle von Ausbeutung, Gier und Hierarchiedenken. Kennzeichen des Übergangs: Auf den gleichmütigen Frieden folgt der Wunsch nach Aktion. Kennzeichen des Übergangs: Die Erkenntnis, dass die großen Fragen nicht vom Einzelnen gelöst werden können. Türkis: Holistisch – Verbunden (Ebene des kollektiven Wohls) Auf dieser Welle wird die Menschheit als Gesamtheit erlebt, die Welt als einziger, dynamischer Organismus. „Das ‚Neue Wirʻ entsteht, indem man nicht mehr als getrennte Einheit lebt, sondern sich gleichzeitig auch als das Ganze erfahren kann“, schreibt Kosha Anja Joubert in ihrem Buch „Die Kraft der kollektiven Weisheit“. Sie fragt, ob wir wirklich fähig sind, das Leben auf der Erde als Ganzheit zu erfassen, und merkt an, dass es dabei nicht um die Einheitserfahrung in einer Meditation oder um das Patenkind in Afrika gehe. „Vielmehr erschließt sich die Welt über ganzheitliches, intuitives Denken und Fühlen. An die Stelle der Betrachtung von außen tritt eine von innen heraus verstandene und empfundene Sichtweise.“ Nach Clare W. Graves und Don Beck kommt als Nächstes die Bewusstseinswelle der Koralle, die bisher jedoch noch nicht beschrieben wurde. 15

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