Februar 2017 - Ausgabe #05 Porträt Alfred Opiolka Foto: © Manuela Immler 64
NEUE PFADE Es muss ein Fest sein! Warum gehen wir dem Thema Tod so gerne aus dem Weg? Welche Geschenke könnten sich darin jedoch verbergen? Ein Auftrag brachte Alfred Opiolka zum Thema - und es lässt ihn seither nicht mehr los, denn es ist sehr viel Pionierarbeit nötig, damit wir diese Angst verlieren. Ich treffe Alfred in seinen Ausstellungsräumen und seinem Atelier. Es herrscht eine wunderbare, ruhige, sanfte Energie inmitten der Bilder und Skulpturen. Ich habe Alfred kennengelernt, weil er Särge in zarte Blumenmeere verwandelt. Steckt dahinter etwa die bewusste Beschäftigung mit dem Tod? „Nein, ich wollte zunächst einfach nur farbige Kisten malen!“, lacht Alfred. Auf die Idee mit den Särgen kam er, als er von einem Bestatter den Auftrag erhielt, die Wände der Aufbahrungshalle zu gestalten. Dort sah er, wie trist und starr Beerdigungen ablaufen und wie wenig trostspendend oder heilend sie sind. Seitdem ist er überzeugt: „Eine Beerdigung muss ein Fest sein! Menschen tragen so oder so schwer am Verlust. Die Trauer darf auch sein - nach der Beerdigung!“ Für ihn ist deren Farbe nicht Schwarz sondern Grün - für den Neuanfang. Man könnte sehr viel zu Lebzeiten bestimmen, um es den Angehörigen einfacher zu machen, deshalb hat er jetzt ein Buch geschrieben. Es wird ein Nachschlagewerk konzipiert als Sammlung seiner Geschichten, wie Beerdigungen sein könn- (t)en. Daraus kann man dann praktisch das für sich Stimmigste herausnehmen und umsetzen (lassen), wenn es soweit ist. Das kann ruhig verrückt sein, denn es muss (nur) den Hinterbliebenen gutun. Er selbst hat z. B. seinem Vater eine Dose Bratheringe als Grabbeigabe hineingeworfen. „Weil er sie liebte! Es hat zwar furchtbar gescheppert und keiner wusste warum, aber ich habe in dem Moment gelacht. Und mein Vater sicher auch!“ Alfred ist gelernter Kunstmaler. Sein Lehrmeister war bereits 72 Jahre alt, als er damals die Lehre begann. Heute unvorstellbar. „Ich habe alles gelernt, was ich brauchte und habe mein Leben lang Häuser und Wände bemalt, bis zu diesem Auftrag beim Bestatter.“ Mit den Särgen kamen die Thematik Tod und die Menschen in diesen Situationen: Menschen, die todkrank sind, oder die gerade jemanden verloren haben. „Das ist eigentlich das größte Geschenk!“, erzählt Alfred dankbar. „Viele haben Angst vor dem Tod, aber du begegnest ihm ja dauernd... Die Angst wird immer gefühlt, wenn man z. B. am Krematorium vorbeifährt, 65
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Editorial Liebe Leserin, lieber Les
Inhalt Ausgabe #04 NATUR RAUM, inne
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DIE REDAKTION EMPFIEHLT Friedensrä
Die Vergebung „Was unserem Wohler
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