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OMNIA Nr. 2

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Mai 2016 - Ausgabe #02

Mai 2016 - Ausgabe #02 „In der Nacht zu sehen, wie der Mond über den Sternenhimmel wandert, wie der Horizont sich verschiebt, macht einen klein gegenüber dem ganzen Kosmos. Und doch spürt man eine große Verbundenheit. “ 38 Egal in welchem Lebensabschnitt wir uns befinden und den inneren Ruf hören, wir sollten ihm folgen, denn er will den inneren Prozess einleiten, dem eigenen ICH ungeschminkt zu begegnen. Eine Teilnahme setzt diese Bereitschaft voraus und eine ehrliche, absichtslose Offenheit. Eine Initiation ist eine innere Wandlung. Die Visionssuche umfasst drei Tage Vorbereitungszeit, vier Tage und Nächte Schwellenzeit und drei Tage Nachbereitung und Wiedereingliederung in den Alltag. In der Vorbereitungszeit werden Rituale vermittelt, die ein Angebot sind, die Schwellenzeit zu gestalten. Dann heißt es: „Geh vor dem Sonnenaufgang über die Schwelle in diese Auszeit, in diese Zwischenwelt - und es gibt nichts zu tun!“ Man braucht drei Tage, um die Zivilisation wirklich hinter sich zu lassen. Fastend ist man alleine der Natur und ihren Kräften ausgesetzt. Es gibt keine Behausung, lediglich einen Schutz gegen den Regen. Die Haut wird förmlich durch das Fasten dünner, transparent und lässt das Innere offen zum Vorschein treten. Gleichzeitig tritt man in Resonanz mit Natursymbolen. Je nachdem, ob man am Meer, in der Wüste oder den Alpen ist, sieht man andere Bilder. Und doch verweisen sie auf das gleiche innerste ICH BIN, das sich in diesem Moment zeigen möchte. In der äußeren Natur spiegelt sich die Psyche und das mentale Gerüst. Das, was die Aufmerksamkeit einfängt, zeigt, wer ich wirklich bin. Es ist eine Konfrontation mit dem Wahrhaftigen und der Wahrheit, die deutlich feststellt und erkennen lässt: So ist es! Wir kommen auf unseren Ur-Grund. „Viele haben Angst vor der Nacht, den Tieren, davor, draußen zu sein “, erzählt Susanne. „Aber ich bin fest davon überzeugt, dass diese Furcht dazugehört, damit unsere Seele ganz präsent ist. Sie lässt uns ganz wachsam sein, damit wir keinen inneren Prozess überhören oder übersehen.“ Kern des großen Rituals ist das Alte, das heißt alles, das Schöne wie das Schlechte, was uns widerfahren ist, anzusehen, zu würdigen und es gleichzeitig in diesem alten Lebensabschnitt loszulassen. Die Visionssuche bereitet dafür einen Raum ohne Bewertung, Moralisierung und Verstrickungen des täglichen Lebens. Die Initiation ist ein Prozess, der uns etwas bewusstmachen möchte. „Es ist ein großes Geschehen, das man sich nicht vom Verstand her erklären kann, aber es wirkt“, erklärt Susanne. „Dieser Prozess konfrontiert uns mit der Wahrheit: Wer bin ich wirklich? Wer bin ich, wenn ich alles ablege: Beruf, Familie, Herkunft, Können? Schicht um Schicht wird weggelegt, um nachzuspüren: Was ist mir in meinem Leben widerfahren? Wo wurde ich nicht gesehen? Wo wurde ich verletzt? Ich darf mich ganz und gar selbst ernst nehmen, um so zu meinem Wesen vorzudringen. Alle Mechanismen dürfen einmal wegfallen, auch das Schönreden! Und man erkennt: Es ist, wie es ist! Die wichtigste und heilsamste Erkenntnis ist: So oder so bin ich. Dann folgt die Hinwendung zu mir selbst mit den Fragen: Wonach habe ich Sehnsucht? Was berührt mich? Habe ich einen Auftrag? Ruft mich das Leben? Der ganze Prozess ist ein ehrliches, liebevolles Zuwenden zu sich selbst.“ Die Zeit nach dem Schwellengang ist die schwierigste, denn der Wiedereinstieg in den normalen Alltag mit den Erfahrungen, die sehr persönlich, tiefgreifend und oft auch tragend waren, ist nicht immer einfach. Die Visionssuche gibt jedoch das Wissen um die Natur und ihre Zeichen als Handwerkszeug mit auf den Weg. In einer kleinen Medizin-Wanderung kann man sich jederzeit einem Thema stellen und über die Schwelle gehen, um mit der Natur in Resonanz zu kommen und Zeichen zu empfangen. Diesen Schatz kann man weiter pflegen und sich dadurch die Offenheit für die Sprache der Natur bewahren, bis der nächste Lebensabschnitt die Loslösung einfordert. Foto: Shutterstock - Lukas Bleiker

NATUR RAUM Von einer, die über die Schwelle ging... Ein Erfahrungsbericht vom Format „24h Draußen“. Es ist 6.00 Uhr in der Früh und es geht los. Eingehüllt in den Rauch des Holunders, der Meister- und Engelwurz, mit Schutz und Segenswünschen versehen, stapfe ich meinem Platz entgegen. Dem Platz, den ich mir in den letzten Tagen ausgesucht habe, zu dem ich geführt wurde und der mein Platz für die nächsten 24 Stunden sein wird. Mitten in der Natur, fastend, alleine mit mir und meinen Gedanken. An meinem Platz angekommen, stelle ich mit Planen, Seilen und Steinen meine Schlafstatt her. „Was jetzt?“, frage ich mich. Ja, das ist die große Frage, mit der ich in die Natur gegangen bin: Was soll ich tun? Wo liegt mein Weg? Ich setze mich zögernd an den Fluss, der an meinem Platz vorbeirauscht. Ich hänge meinen Gedanken nach, als ich erkenne, dass ich mich unbewusst von den Menschen verabschiede, die mich einmal begleitet haben: Schulkameraden, Freunde, meine Oma, die letztes Jahr gestorben ist... Geschichten tauchen auf, die ich beobachte und mit dem Wasser ziehen lasse. „Neues kann erst entstehen, wenn man Altes gehen lässt“, fällt mir ein. Offensichtlich ist jetzt die Zeit, mich von diesen alten Geschichten zu trennen. Ich gestalte ein Ritual und setze für jede Geschichte, für jeden Menschen ein Blatt in den Fluss, bedanke mich, dass sie da waren und lasse sie bewusst los... Ich spüre, wie ich mich wirklich und wahrhaftig löse! Nach einiger Zeit stehe ich auf und gehe auf Wanderschaft. Ich versuche acht- „24h Draußen“ Das Mini-Format wird nicht als Visionssuche bezeichnet, es ist aber eine gute Möglichkeit zur naturbegegnung. In der Vorbereitungszeit erfährt man vieles über den Jahreskreis, die Bedeutung der Himmelsrichtungen und die inneren Jahreszeiten der Seele. Man kommt in Kontakt mit sich selbst, ehe man sich für 24 Stunden seinen eigenen themen stellt. 39

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